Der Sound von Chopin und Bob Marley
Weinheimer Nachrichten 18.11.2017

An Nachwuchstalenten mangelt es dieser Schule nicht. Bereits zum Auftakt der Kammermusik hatte die zehnjährige Clara Einig mit einer exzellent intonierten Sonatine Nr. 1 F-Dur von Walter Roehr überrascht. Die Sextanerin spielte das mehrsätzige Stück zudem ohne Noten auswendig – eine vorzügliche Leistung.
Doch das Publikum durfte weiter staunen. Lukas Rössler (Violine) und Emili Radoske (Klavier) führten bei Antonin Dvoraks Sonate in G-Dur eine überaus ausdrucksvolle Zwiesprache, blieben auch in den temporeichen Passagen zusammen und lieferten ein starkes Stück Tonkunst mit slawischem Einschlag, das Dvoraks Affinität zur „Neuen Welt“, sprich Amerika, verriet, worauf die sympathischen Moderatoren Zoe Flüchter und Joshua Schubert zuvor hingewiesen hatten.
Es gab auch Musik, die zu Herzen ging an diesem besonderen Konzertabend, der vom Förderverein „Gym“ wieder unterstützt worden war. So glitten Robert Einigs Finger bei Frédéric Chopins Nocturne e-Moll traumwandlerisch über die Tasten des Konzertflügels und zauberten das typische feine Chopinsche Klanggewebe in die dunkle Aula. Das richtige Händchen bei der Programmzusammenstellung ließ noch vor der Pause Italienischlehrerin Maria-Lucia Di Miceli auf die Bühne kommen. Hinter ihr postierte sich ein Schülerchor und ließ das Publikum bei der Darbietung von „Bella“, einem italienischen Kultlied von Riccardo Cocciante und Luc Plamondon, nur so dahinschmelzen – tiefgründig und ergreifend.
Aber es gab ja noch weitere musikalische Leckerbissen. Nachdem sich Suzu Kajiyama auf der Sopranflöte bei Jakob van Eycks Fantasia & Echo als virtuose Interpretin erwiesen hatte, „haute“ Elias Herrmann einen Rachmaninoff am Flügel raus, über den man am Heisenberg-Gymnasium noch lange reden dürfte. Ausdrucksvoll und perfekt im Anschlag lebte er regelrecht die Prélude Op. 3 Nr. 2 cis-Moll, die zwischen Tragik und Träumerei das ganze Spektrum menschlicher Gefühlsebenen anspricht. Verdienter, frenetischer Beifall ertönte, als er schweren Herzens die Hände von der Tastatur nahm.
Gut, dass nach dieser Darbietung der extreme musikalische Schwenk zu Pop, Jazz, Reggae und Country unternommen wurde. Auf der Zielgeraden des Konzerts jagte zunächst Sängerin Luisa Bökenfeld zur Gitarrenbegleitung von Jochen Pöhlert mit „All Of Me“ von John Stephens und Toby Gad manche Gänsehaut über Besucherrücken, ehe der „Lehrerhaufen“ zur finalen Session blies mit dem hingehauchten „The Way You Look Tonight“, Bob Marleys „Buffalo Soldier“ und dem Countrysong „There’s Your Troble“ von den Dixie Chicks..
Erst fasziniert, später ergriffen und am Ende rundum beschwingt traten die Zuschauer den Heimweg an. (dra)
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